Unsere „Schwäbische Weihnacht“ 2018

Fotos: Hans Gulden und Uschi Denzel


Text: Inge Pflüger

Der Advents-Cocktail, den die „Museumsfreunde Pfuhl“ am zweiten Advent servierten, mundete den zahlreichen Gästen im herrlich dekorierten Stadel hervorragend. Der Mix aus schwäbischer Mundart, der Märchenwelt, Volksmusik und Opernwelt, begeisterte – gar „Standing Ovations“ gabs.

Reinhard Raats, seit 2011 Initiator und Regisseur der „Schwäbischen Weihnacht“, ließ sich heuer etwas Außergewöhnliches einfallen: Für das Lesespiel übersetzte er das Grimm-Märchen „Hänsel und Gretel“ ins Schwäbische und unterlegte einzelne Lesepassagen mit hervorragenden Arien aus der gleichnamigen Märchen-Oper von Engelbert Humperdinck. Der Szenenapplaus für die Akteure blieb nicht aus, etwa für Uschi Denzel (Gretel), SPD-Stadtrat Rudolf Erne (Hänsel) oder den Erzähler, den Burlafinger Franz Utzinger. Im verborgenen agierten mit ihren Stimmen durch die Lautsprecher die gruselige Hexe (Marianne Pöhnlein), die Stiefmutter (Frigga Erne) oder der besorgte Vater (Reinhard Raats), schließlich hatte das Sandmännchen (Hans-Werner Ast) noch seinen getragenen Auftritt. Paul Denzel und Johann Demski waren für Musik und Effekte zuständig. Lob auch an Friseurmeisterin Roswitha Hillmann, die meisterhaft und kostenlos die etwas älteren Akteure mit reichlich Schminke in Hänsel und Gretel verwandelte.

Daneben verstand es Regisseur Reinhard Raats wieder, heitere und besinnliche Geschichten bzw. Gedichte, die er bereits im Sommer zusammengetragen hat, in den Pfuhler Dialekt zu übersetzen, um dies dann gemeinsam mit den Akteuren auf der kleinen, weihnachtlich herausgeputzten Bühne zu präsentieren. Musikalische Begleiter mit Weihnachtsliedern und Swing waren das Bläserensemble des Pfuhler Posaunenchors (Leitung: Stefan Mack), die Stubenmusik der Historischen Trachtengruppe Burlafingen (Leitung und Sänger Horst Müller) und Reinhard Mohn an der Gitarre.

Nicht zu vergessen aber sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer der „Museumsfreunde“, denen der Vorsitzende Rolf Dieter Klossika für ihre vielen freiwilligen Stunden während des ganzen Jahres dankte, die auch dem Stadel ein weihnachtliches Gesicht verliehen und die vielen zufriedenen Besucher mit Trinken und Essen gut versorgten.

Unsere „Schwäbische Weihnacht“

Die Bilder in der Bilder­galerie stammen aus dem Fundus der Museums­freunde und von Inge Pflüger.

Vor Weihnachten verwandelt sich der historische Museumsstadel im Advent in eine „weihnachtliche Stube“. Diese bestaunten am sonntäglichen Spätnachmittag neben zahlreichen Besuchern auch Oberbürgermeister Gerold Noerenberg und seine Frau Cornelia, Bürgermeisterin Rosl Schäufele samt Mann Hans, oder der evangelische Pfarrer Pitschak mit Frau Myrtha. Das zweieinhalbstündige heitere und ernste, besinnliche, nachdenkliche oder traurige Programm, rührte einige Male gar zu versteckten Tränen, etwa als das Märchen von Hans Christian Andersen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ vorgetragen wurde, oder bei der Kriegsweihnachtsgeschichte. Unter anderem ging es um die Geburt Christi, um Weihnacht in der Vergangenheit, der Gegenwart und in der Zukunft, oder um eine Weihnachts-Predigt von anno 1644. Vereinsmitglied Reinhard Raats hat wieder in unzähligen Stunden vorab die Beiträge sinngemäß ins echt „pfuhlerisch Schwäbische“ übersetzt und geprobt, um sie dann mit seinem bewährten Team Uschi Denzel, Stadtrat Rudolf Erne und Apotheker Franz M. Utzinger hervorragend zu rezitieren. Programmgestalter waren noch die Burlafinger Stubenmusik mit Horst Müller und Florian Fuchs, sowie Reinhard Mohn, der mit seiner Gitarre gemeinsam gesungene Weihnachtslieder begleitete und selbst Solis sang. Zahlreiche emsige Heinzelmännchen sind nötigt, damit solch ein Fest überhaupt rundum gelingt. Und diese haben die „Museumsfreunde“ mit ihrem Vorsitzenden Rolf Dieter Klossika: Starke Männer holten sechs Christbäume aus Kadeltshofen, stellten sie im Stadel auf und weitere Frauen und Männer schmückten dann nicht nur die historischen Räume, sondern bedienten auch noch am Sonntag die zahlreiche Gäste.

Text: Inge Pflüger

Anbringen der neuen Rathaus­glocke

Die Bilder in der Bilder­galerie stammen aus dem Fundus der Museums­freunde.

30 Jahre Museums­freunde Pfuhl mit Glocken­gießen

Die Bilder in der Bilder­galerie stammen aus dem Fundus der Museums­freunde.

Der Guss

Einst zogen die Glocken­gießer mit den Kriegs­heeren durch die Lande, stellten Kanonen und andere Waffen her, heute arbeiten sie nach wie vor mit Feuer, Erde und Luft, doch Waffen sind nicht mehr ihr Metier.

Spannend und haut­nah demonstrierte Glocken­gießer Peter Glas­brenner aus Schwäbisch Hall mit seiner mobilen Gießerei, wie ein Glöcklein an zwei Tagen her­gestellt wird. Auftrag­geber waren die Pfuhler Museums­freunde – zu ihrem 30. Jubiläum machten sie sich selbst das Glocken­geschenk. Das gegossene Glöcklein wird auf dem so genannten „Gucka­hürle“ des ehe­maligen Amts- und Rat­hauses, also des heutigen Heimat­museums der Stadt Neu-Ulm, montiert und dann zu bestimmten Anlässen wieder bimmeln, so wie sie es mehr als 110 Jahre bis in die Kriegs­jahre hinein tat.

Vorweg sei gesagt – am Sonntag­morgen kurz nach 11 Uhr – konnte der Glocken­gießer sein gelungenes Werk im Roh­zustand unter großem Applaus präsentieren. Dabei schaltete Pfarrer Robert Pitschak das Geläut der nahe gelegenen evangelischen Ulrichskirche zur Tonprobe ein. „Gar nicht schlecht“ urteilte der Glocken­gießer. Ein klein wenig müsse der Klang noch verändert werden, nickte zufrieden der Fach­mann.

Zurück zu den Arbeiten: Zahl­reiche Besucher, unter ihnen Vertreter der Stadt und des Stadt­rates, die örtliche Presse samt Funk und Fern­sehen ver­folgten an zwei Tagen das Spektakel auf dem Platz hinter dem Museum, denn allem Anschein nach hat in der Region solch eine öffent­liche Glocken­gieß-Aktion vor Ort Seltenheits­wert. Übrigens: Vereins­mitglied Reinhard Raats und Hermann Hillmann ist es zu ver­danken, dass diese Glocken­gieß­aktion zustande kam.

Etliche Stunden musste der Glocken­gießer Glas­brenner am Samstag schon harte Arbeit leisten – Schillers Glocken­gedicht ähnlich – bis er seine flexible Werk­statt auf­gestellt, die Gießform für die Glocke auf­gebaut und der Guss in der Form waren. Ver­arbeitet hat er unter anderem fast drei Zentner rotes klebriges Formsand (industriell her­gesellt) im fünf­schichtigen Form­kasten, den er mehr­mals drehte, er setzte zugleich kunstvoll die sechs Bügel für die Glockenkrone ein (streng geheim), heizte den Öl­brenner und stellte die Bronze­legierung aus Kupfer und Zinn zusammen, „die besteht aus etwa 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn“, informiert er. Geschmolzen wurde bei 1100 Grad Celsius und bei aller Arbeit sprach er noch das 300 Jahre alte „Gebet vom Glocken­guss“ – die vielen Zuschauer wurden andächtig und mucks­mäuschen­still.

Information
Das Glöcklein soll während eines ökumenischen Gottes­dienstes im Herbst geweiht und erstmals geläutet werden.

Trägerin des Pfuhler Heimat­museums ist die Stadt Neu‑Ulm.

Der 1987 gegründete Verein Museums­freunde Pfuhl e. V. konzipiert und betreut die Ausstellungen.

Heimat­museum Neu-Ulm/Pfuhl
im ehemaligen Rathaus
Hauptstraße 73
89233 Neu-Ulm/Pfuhl
Telefon: 07 31 / 9 40 89 26
E-Mail: Heimatmuseum.Pfuhl@atgmail.com

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